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Der Stadtteil Grasbrook Stadtteil Grasbrook hlussbericht Mai 2022 zur Integrierte Funktions- und Freiraumplanung Integrierte Funktions- und Freiraumplanung Schlussbericht 2022Integrierte Funktions- und Freiraumplanung Bearbeitung Städtebau und Freiraum: Herzog & de Meuron, Basel, www.herzogdemeuron.com mit VOGT Landschaftsarchitekten, Zürich, www.vogt-la.com Verkehr und Mobilität: Argus Stadt und Verkehr, Hamburg, www.argus-hh.de Ufer-/Ingenieurbauwerke, Verkehrsanlagen: Schüßler-Plan GmbH, Düsseldorf, www.schuessler-plan.de Sellhorn Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg www.sellhorn-hamburg.deDer Stadtteil Grasbrook Integrierte Funktions- und Freiraumplanung Schlussbericht 20225Inhaltsverzeichnis A Das GesamtkonzeptEinführung Der Inhalt im Überblick 2. Zielsetzungen und Konzepte 25 2.1 Nachbarschaften wachsen zusammen 35 2.2 Grüne Stadt am Wasser 43 2.3 Stadt für alle 53 2.4 Alles vor der Tür: Der 10-Minuten-Stadtteil 63 2.5 Widerstandsfähige und klimabewusste Infrastruktur 73 Vorwörter 7 Interview 9 1. Der Innovationsstadtteil Grasbrook 13 1.1 Von der Idee zum integrierten Konzept 15 1.2 Leitthemen für den neuen Stadtteil 21 1.3 Innovationen für die Stadt von morgen 236 BC Die QuartiereFachliche Vertiefungen 3. Das Moldauhafenquartier 81 3.1 Stadtteileingang 91 3.2 Der Park – vom Dach zum Veddelhöft 115 3.3 Grasbrook Boulevard 131 3.4 Wohninseln 137 3.5 Nordkante 157 3.6 Deutsches Hafenmuseum 171 3.7 Hafenbeckenpark 177 4. Das Hafentorquartier 191 4.1 Hafentorquartier Nord 201 4.2 Dessauer Straße 221 4.3 Saalehafen Ost 237 5. Stadtlandschaft und Biodiversität 249 5.1 Topografie der Stadtlandschaft 253 5.2 Begrünung von Dächern, Fassaden und Warftwänden 259 5.3 Stadt bauen und Natur entwickeln 265 5.4 Ökologische Maßnahmen 271 5.5 Naturschutzrechtliche Eingriffs- und Ausgleichsbilanz 273 6. Mobilitäts- und Logistikkonzept 275 6.1 Grundkonzeption und Methodik 277 6.2 Vernetzung mit dem Umfeld – ÖPNV und MIV 279 6.3 Ruhender Verkehr 283 6.4 Kurze Wege und innere Erschließung 289 6.5 Logistik 293 6.6 Sharing-Angebote und Flächenbedarfe 295 7. Zukunftsfeste Ver- und Entsorgungssysteme 301 7.1 Energieversorgung 303 7.2 Erschließung 305 7.3 Urbanes Regenwassermanagement 307 7.4 Rest- und Wertstoffe 311 Flächenbilanz 3137Vorwörter Die Rückkehr ans Wasser prägt seit rund zwei Jahrzehnten die Hamburger Stadt- entwicklung. Sie ist zugleich ein Auf- bruch in eine Zeit bisher ungekannter Risiken. Auf diesem Weg sind die Planungen für den Grasbrook ein wichtiger Schritt. Sie antworten auf den Klimawandel mit einem vorausschauen- den Hochwasserschutz und der Reduk- tion von CO 2 -Emissionen. Naturnahe Grünflächen und grüne Straßen räume, Uferzonen und Gewässer schaffen Lebensqualität durch eine resiliente Stadtnatur. Solche zukunftsfeste Planungen verdanken sich dem wachsenden Bewusstsein für die Endlichkeit von Ressourcen, seien es Baustoffe, die Erdatmosphäre oder die Flächen unserer Stadt. Zugleich erleben wir den rasanten Wechsel der Vorzeichen, unter denen sich Globalisierung voll- zieht. Beides wird die Diskussion um Hamburgs Selbstverständnis als Hafen- und Handels stadt, als Zentrum von Industrie und Energiewende, als Stadt im Klimawandel und als Arrival City weiter antreiben. Der Planungsprozess für den Grasbrook hat sie um wichtige Impulse bereichert. Der Beschluss, den Grasbrook als neuen innerstädtischen Stadtteil zu entwickeln, hat Hamburg im September 2017 auf einen anspruchsvollen Weg geführt. Der Schlussbericht zum Funktionsplan ist ein wichtiger Meilenstein. Er verdeutlicht unsere ambitionierten Ziele: Mit einer attraktiven Nutzungs- mischung aus vielfältigem Wohnen, moderner Mobilität sowie wissens- basierten und traditionellen Arbeitsplät- zen nahe des Hafens wird ein lebendiger Stadtteil entstehen. Einkaufsmöglich- keiten, Kindertagesstätten, eine Grund- schule und Kultur- und Freizeiteinrich- tungen runden das Angebot ab – auf einer Entwicklungsachse der Stadt, die Fritz Schumacher bereits vor 100 Jahren vorgedacht hat. Auf der Veddel soll es ebenfalls neue Nutzungen geben, und auch das Deutsche Hafenmuseum soll einen Platz finden. Hier wird man gerne wohnen, arbeiten oder seine Freizeit im Park und am Wasser verbringen. Der Grasbrook – ein neues Stück Hamburg, auf das wir uns alle freuen können. Dr. Dorothee StapelfeldtJens Kerstan Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft8 Auf dem Grasbrook wird Hamburg zeigen, wie urbane Stadtteile der Zukunft aussehen. Der Alltag in einer dynamischen Metropole wird zunehmend von Mobilität geprägt, weshalb wir Mobilitäts wende und Stadt- entwicklung nur eng verzahnt denken können. Jetzt nutzen wir die Chance, eine bedarfsgerechte Mobilität von Anfang an zum Bestandteil des neuen Stadtteils zu machen und so die Lebens- qualität für die Bewohnerinnen und Bewohner zu steigern. Nahezu 90 Prozent aller Wege werden mit dem Umweltverbund zurückgelegt, Park plätze für private Pkw sind auf das absolute Minimum reduziert. Das schafft Platz für breite Fuß- und Radwege sowie eine Fahrradstraße auf dem Grasbrook Boulevard, auf denen die Menschen jeden Alters sicher und bequem zur Schule oder zum Einkaufen kommen. Die Schnellbahn und die U4 bieten zügige Verbindungen über die Elbe sowie in den Hamburger Süden. Für die Einhal- tung unserer Mobilitäts- und Klimaziele gehen wir neue Wege, und der Innova- tionsstadtteil Grasbrook ist ein großer Schritt in Richtung eines klimagerechten und lebenswerten Hamburgs. Für die Wirtschafts- und Hafenpolitik hat der Grasbrook große Bedeutung – als innovativer Arbeitsort und neue Schnittstelle von urbaner und maritimer Ökonomie. Das gilt besonders für das Hafentorquartier mit seiner Viel- falt an Gebäudetypen. Hier eröffnen sich Perspektiven für eine Vielzahl von Unternehmen – urbane Produktion, klassische Büronutzung bis hin zu Start- ups und Co-Working-Spaces. Dabei wird deutlich: Hamburg steht zu seinem Hafen, ohne sich dem Wandel zu verschließen. Denn auch die benach- barte Hafenwirtschaft profitiert vom Grasbrook – mit Planungssicherheit, einer besseren ÖPNV-Anbindung und natürlich durch Flächen für innovative Betriebe mit Branchenbezug. Sicherung und Intensivierung der Hafennutzung auf dem O’Swaldkai und Herstellung von Kompatibilität mit der neuen Nachbar- schaft erfordern dabei Flexibilität, Kompromissbereitschaft und Mut, voranzugehen. Der Funktionsplan schafft die Voraussetzungen, damit dieses Zukunftsprojekt Realität werden kann. Dr. Anjes TjarksMichael Westhagemann Senator für Verkehr und MobilitätswendeSenator für Wirtschaft und Innovation9Interview Was sich mit Blick auf die Pandemie- erfahrungen nochmals deutlich gezeigt hat: Städte sind Orte des Austauschs. Es gab eine Phase, in der wir in der Stadtplanung gedacht haben, dass die öffentlichen Räume an Bedeutung ver- lieren, weil sich das öffentliche Leben in den virtuellen Raum verlagert. Aber die Pandemie hat uns allen vor Augen geführt, dass das mitnichten so ist. Die Bedeutung der Freiräume in unseren Städten kann gar nicht überbewertet werden. Und ein Letztes: Ich glaube, eine Stadt ist dann lebenswert, wenn sie tolerant ist und Spielräume für die unterschiedlichsten Vorstellungen des Lebens bietet. Dr. Andreas Kleinau: Da kann ich gut anknüpfen. Lebenswert ist eine Stadt dann, wenn sie offene Räume für unter- schiedlichste Perspektiven schafft. Räume zum Beispiel dafür, dass jemand sein Franz-Josef HöingDr. Andreas Kleinau „Ein Ort, an dem sich die Stadt ausprobiert“ Franz-Josef Höing: Die Frage klingt so beiläufig, ist aber doch ganz schwierig. Ich glaube, eine Stadt ist dann lebens- wert, wenn sie für alle Menschen, die in ihr leben wollen, auch bezahlbar bleibt. Das müssen wir bei allen Planungen im Auge behalten. Und ich glaube, eine Stadt ist dann lebenswert, wenn dieses alte „Stadtversprechen“, auch wirklich eingelöst wird: dass jeder sein Glück finden kann in einer Stadt. Als ein wichtiges Leitthema für den Stadtteil Grasbrook wurde die „lebenswerte Stadt“ formuliert. Daher als Einstiegsfrage an Sie beide: Was macht eine Stadt lebenswert? Haben die pandemiebedingten Erfahrungen die Wahrnehmungen verändert oder sogar noch geschärft? Interview mit Oberbaudirektor Franz-Josef Höing und Dr. Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH10 eigenes Arbeitsleben, Berufsleben, sein Familienleben, seine Existenz in dieser Stadt auch verwirklichen kann. Und ich finde es wichtig, dass wir mit den wert- vollen Flächenressourcen, die uns in der Stadtentwicklung zur Verfügung stehen, verantwortungsvoll umgehen und dies den Menschen auch vermitteln können. Ein Beispiel dafür ist die Idee der „Zehn- Minuten-Stadt“, in der wir alles vor Ort finden und alle Alltagswege innerhalb von 10 Minuten zu Fuß zu erledigen sind. Plötzlich sind es die Menschen selbst, die sich das von einer Stadt wünschen. Was für mich außerdem zu einer lebens- werten Stadt gehört, ist die Tatsache, dass nicht alles komplett bis ins Detail durchdacht ist, dass ich immer noch etwas entdecken kann. Franz-Josef Höing: Wir haben in der Vergangenheit eine Reihe ähnlicher Verfahren durchgeführt, in Hamburg und andernorts. Aber ich habe noch nie eine solche zeitliche Kompression und inhaltliche Verdichtung erlebt. Diese kompakte Form der interdisziplinären Zusammenarbeit – bis hin zu einem solchen Detaillierungsgrad – macht den Prozess schon einzigartig. Es war eine große Leistung der Planungsbüros, im Zusammenspiel mit allen zuständigen Behörden. Und ein wichtiger Teil des Planungsprozesses waren die intensiven Beteiligungsprozesse, bei denen die Bürgerinnen und Bürger sich sehr kons- truktiv und mit vielen guten Ideen ein- gebracht haben. Vollkommen zu recht wurde gefordert, dass auch die Veddel neue Nutzungsbausteine braucht und es nicht einfach nur darum gehen kann, die Veddel durch neue Brücken mit dem Grasbrook zu verbinden. Ich fand gut, wie vehement das in allen Verfahrens- schritten eingefordert wurde. So gab es nicht einmal eine theoretische Möglich- keit, das zu vergessen (lacht). Dr. Andreas Kleinau: Was mich sehr beeindruckt hat, war dieser Geist der Gemeinschaft. Alle dort ver- eint das ganzheitliche Denken für die Veddel. Und es sind nicht nur die Bewohner:innen der Veddel, sondern es sind auch Menschen, die auf der Veddel beruflich tätig sind oder die sich beru- fen fühlen, dort auch Gutes zu tun oder an den sozialen Projekten zu arbeiten. Deutlich wurde auch, dass dieser Dialog nur auf Augenhöhe funktioniert. Dass es nicht nur darum geht, Schwächen im Quartier auszugleichen, sondern dass die Veddel auch Stärken hat, die ebenso zum Erfolg des Grasbrooks beitragen. Franz-Josef Höing: Eine große Leistung dieser Planung ist, dass das Herz die- ses neuen Stadtteils ein großer neuer Park ist, der sich an alle adressiert, die dorthin ziehen werden, aber gleicher- maßen auch an die Menschen auf der Veddel. Außerdem reagiert der Stadtteil in seinem Grundlayout sehr stark auf die besondere Lage an der Elbe. Die neue Stadtkante an der Norderelbe vis-à-vis der HafenCity – da gibt es inszenatori- sche Themen in einem größeren städte- baulichen Maßstab. Nun konkret zum vorliegenden Schluss- bericht, der einen zweijährigen inten- siven Planungsprozess dokumentiert. Städtebau und Freiraum wurden gleich- zeitig und „auf Augenhöhe“ betrachtet. Hat sich dieses Experiment gelohnt? Herr Kleinau, Sie haben mit Ihrem Team auch in Vor-Ort-Besuchen auf der Veddel mit vielen Akteur:innen gesprochen. Was haben Sie aus diesen Gesprächen mitgenommen? Wenn Sie die Planung heute ansehen, was macht den besonderen Charakter des Grasbrooks aus? Zeigt sich hier eine andere, vielleicht sogar neue Qualität von Städtebau und Freiraum in Hamburg?Next >